Heimerfahrungen und Erlebnisse: Für alle die ihre Erinnerungen mit anderen teilen möchten. Niederschrift von Erlebtem kann auch eine gute Vergangenheitsbewältigung sein.

  • HEIMERLEBNISSE

    Spezialkinderheim Bad Langensalza

    Badeweg 7a


    1981-1982


    Fakten hier zusammengetragen,-

    die aus Erlebtem was sagen:



    In jenem Heim

    wo ich mal war,

    in Bad Langensalza,

    in diesem SKH,

    da hatten wir

    zur Schlafenszeit,

    nen Nachtwächter,

    der auch stets bereit, -

    und mit uns gerne

    Schach mal spielte,

    und so mit einem

    Auge schielte,.....


    .....das andre Auge

    war aus Glas,

    doch so beim Schach

    da konnt´ er was:


    Er war tatsächlich

    ein wahres Schachgenie,

    so was wie den

    gab´s vorher nie,

    zumindest nicht

    in meinem Leben,-

    hatt´ ich so was

    jemals gesehen...


    ...denn als er spielte

    mit uns Schach,

    hat er tatsächlich

    eins gemacht:


    Sich mit´m Rücken

    zu uns gesetzt,

    gab Koordinaten

    klar und direkt,-

    per Ansagen,

    also Akustik pur

    einer von uns

    setzte die Figur,...


    ...die Schachfigur

    für ihn so denn,

    der Typ mocht´

    jedes Mal gewinnen.


    Und auch die and´re Seite

    vergess ich bestimmt nie,

    des Nachtwächter,

    dem Schachgenie

    an die ich mich

    erinner´ ganz klar,

    weil die auch

    einzigartig war.


    Es war seine Liebe

    zum Metall,

    sarkastisch nenn´

    ich es so mal,

    die war nun wirklich

    echt so extrem,-

    das er sie musst

    bei uns ausleben,...


    ...denn er hatte da

    nen Eisenstab ,-

    der wohl fast

    nen Meter ergab,

    so in der Länge

    nun mal eben, -

    den tat er stetig

    dann mitnehmen,

    wenn er auf

    Schreckkontrolle kam,

    hat er im Ärmel

    ihn getragen.


    Er zog ihn meist

    blitzschnell heraus,

    wenn er merkte

    jemand raucht,

    er schlug hart zu

    egal wohin,-

    hat meist nur das

    Gesicht gemieden,....

    ...doch´s Nikotin

    nicht ausgetrieben.


    Hatte er den Stahlstab

    mal nicht parat, -

    nahm´ er was es

    sonst noch gab,

    auch so mit Besen

    fest in der Hand, -

    im freiwilligen

    Sadistenzwang.


    Dann war da auch

    mal nen Student,

    in Pädagogenlehre

    ganz konsequent,

    der war als Praktikant

    ab und zu mal da,

    noch ehe er selbst

    ein Erzieher war.


    Es war zum Samstag,

    so Abendbrotzeit,

    nur zwei Erzieher

    weit und breit,...

    ... ein Erzieher

    und eine Erzieherin,

    für Jungs der Praktikant,

    für Mädchen ein Fräulein

    zum Erziehungssinn.


    Der Praktikant gab uns

    zum Abendbrot,

    nun absolutes

    Sprechverbot,

    jedoch ließ man

    es sich nicht nehmen,

    dann doch mal

    ab und an zu reden.


    So Torsten B.

    aus Berlin,

    redete fröhlich,

    informativ dahin.


    In seiner Persönlichkeit

    sehr zurückgestellt

    (die zu dieser Zeit

    nicht war von Welt,

    denn war er wohl...

    ...kein Augenschmaus),

    rastete der Praktikant

    dann völlig aus.


    Das Reden sah er

    klar als Grund, -

    (in der Hand

    das Schlüsselbund)

    zuzuhauen wohl

    hart alsdann,

    worauf des Torstens

    Blut auch rann.


    Was dann folgte,

    wohl alles aufwiegt

    er hat die Fresse

    passend vollgekriegt,

    Tumult und Aufstand

    ging los fürwahr

    das Heim war nicht mehr

    was es mal war.


    Denn alle haben

    dann unbeirrt,

    erst einmal

    heftig randaliert,

    bis dann schließlich

    der Bereitschaftswagen,

    voll mit Bullen

    kam gefahren,...

    ...klar war dann

    der Aufstand aus,

    doch die Bullenwut

    war uns Applaus.


    In der Schule

    war dann auch PA,...

    ...was als Lernfach

    Produktive Arbeit war,

    und da gab es einen

    PA-Lehrer natürlich,

    der sah sich

    in Erzieherpflicht, -

    auch mit Gewalt

    wenn man nicht hörte, -

    da ihn nun das,

    doch wohl sehr störte.


    An solch einem

    produktivem Tag,-

    war´n wir, wie ich

    das heut´ so sag,

    für Sozialismus

    straff eingeplant,

    mit Aufgaben

    die zum werkeln war´n.


    Der PA-Lehrer

    war ganz voll Gnatz,

    ich stand nicht

    an meinem Arbeitsplatz

    das werkeln langweilte

    mich ganz klar,

    drum ich nicht

    an der Werkbank war.


    Der PA-Lehrer kam

    mit einem Satz, -

    zu mir, da wo zwar

    nicht mein Platz,

    doch wo ich gut

    unterhaltend stand,...

    ...wohl ne Szene

    die er nicht gut fand.



    Er packte mich

    fest an den Haaren,

    als ob diese

    nur dafür waren,

    und schliff mich

    im Beförderungssinn,

    schnell rücklings

    zu meiner Werkbank hin.


    Auf dem Weg

    zu meiner Bank,

    schliff er mich,

    durch einen kurzen Gang,

    von zwei andern

    großen Tischen,...


    ...also ganz mittig

    nun so dazwischen,

    auch ruckweise

    so schön da lang,

    da wo ein starkes

    Blech auch stand.


    Es folgte dann,

    durch seinen Schliff,

    was nicht gut kam,

    da ich mir fies,

    am jenem Blech

    den Arm aufriss.


    Doch nicht nur auf,

    es schnitt tief ein,-

    mein Knochen konnt´

    sich mächtig freu´n,

    die Wunde klaffte

    mächtig weit,

    und unter Blasen kam

    dann kurze Zeit,...


    ...das warme Blut

    in einer Welle raus,-

    der Anblick war

    da echt ein Graus.


    Noch einen Erzieher

    gab es dann da,

    der ganz schön hart

    im Austeilen war:


    Es war ein Erzieher,

    von vielleicht 32 Jahren,

    den holte man, für neue Aufgaben,

    aus einem JWH

    zu uns ins das neue SKH

    den die dortigen Erzieher

    kamen ohne Erfahrung,

    mit uns nicht klar.


    Und als dieser Erzieher,

    hier als namentlich Herr H.,

    im SKH Bad Langensalza war,

    da war er auf jeden Fall

    ein gutes Mittel zum Zweck…

    …er hat wirklich keinen

    von uns in Samt gesteckt,

    doch hat er sich wohl

    verschafft viel Respekt.


    Für´s Rauchen,

    laut sein in der Nacht,-

    da hat er mit uns

    auch Sport gemacht,...

    ...im Winter, im Februar,

    fast nackt im Schnee,

    erotisch(?) war das nicht:

    “Nee, nee!!!“


    So Häs´chen „Hüpf“

    oder Gänsemarsch,

    da war´n die Gedanken

    schnell im Arsch,

    die uns dazu

    bewogen haben,-

    während seiner Schicht

    geraucht zu haben.


    Doch vergess ich

    zu Herrn H. auch nicht,

    das er mit uns

    auf Radtouren war,

    zum Wandern, im Kino

    so manches Mal.


    Er hat uns auch viel

    zur Rockmusik erzählt,

    und manche LP aufgelegt,

    Queen, Stones, AC/DC

    und Lindenberg, das war okay,…

    …und zeigte, das wenn man

    nicht zu frech war,

    Herr H. wohl Kumpel sein kann.


    Das war nun

    meine Heim Geschicht´

    mit schlechten und guten Seiten

    der Erziehung, an sich.


    Ob für das Schlechte

    Wer bestraft mal ward,

    weiß ich nicht,

    bis zum heutigen Tag.


    Ich weiß nur eins,

    das Schachgenie

    und Nachtwächter,

    der musste geh´n,

    denn vielmehr,...

    ... fand es die Polizei

    nicht wirklich kultiviert,-

    das er stets Metallstäbe

    so mit sich führt.


    Die Heim-Geschichte

    wie meine nun eben,

    sind auch Berichte

    zum Verstehen,...


    ...denn das ich groß

    auf Rache sinn´,

    da pass´ ich wohl,

    das ist nicht mein Ding, -

    da die meisten sicherlich

    jetzt alle Rentner sind.


    Die Strafen waren

    nicht immer richtig,

    doch wär´ zu sagen

    ganz unschuldig

    war ich wohl auch nicht,

    doch spreche ich

    so gut es geht,

    für den Blödsinn an sich,

    der für mich steht.


    Und der, den ich

    lang hab gehasst,-

    der hat´s bestimmt

    schon abgepasst,

    der ist schon hin,

    der einäugige Herr

    in meinem Heim

    der erste Nachtwächter.


    Dennoch bin ich

    nicht gänzlich still,

    man kann ja hassen

    wie man nur will,

    wie´s grade passt,-

    doch ob´s was bringt,

    bezweifel´ich fast.


    Mein Hass, der ist,

    schon längst verjährt,

    das „Nicht Aufregen“

    hat sich bewährt!


    Das Einzige wo ich

    ne Ausnahme mach´,

    da wo mein Hass

    bleibt stetig wach,

    das ist wenn Unzucht

    so wird getrimmt:

    Eine Perversion

    die Unschuld nimmt,

    ein Kinderlachen

    wird fies zerstört,

    weil Triebsucht

    auf Moral nicht hört...


    ...ob nun Frau, Mädchen

    oder ein Kind,

    die nicht erst seit heute

    sehr oft die Opfer sind,...


    ...denn wer sich an

    solch´ Wehrlosen vergeht,-

    kriegt mit Recht das

    was nicht geschrieben steht,...

    ...denn sollt´ man sein,

    beim Tier im Mensch,-

    mit der Bestrafung konsequent!!!!!!!!


    R.Trefflich

    Wenig hervortreten, viel leisten - mehr sein als scheinen.

    Alfred von Schlieffen

    Einmal editiert, zuletzt von Ralf T. ()

  • Das kenn ich auch. Morgens mit miesen Erinnerungen und einem Kotzgefühl aufwachen, das ich dann auch nicht so schnell wieder loswerde. Ich denk mir manchmal Kinderheim ist weit, weit weg und plötzlich ist es gar nicht mehr so weit weg. Oft sogar näher, als die Welt in der ich jetzt lebe. Es hilft mir auf jeden Fall mich mit meiner Kinderheimzeit zu beschäftigen und manchmal muss ich sogar über Situationen, die ich damals als sehr schlimm empfunden habe, lachen.

    Aber so richtig damit fertig geworden ist man wohl erst, wenn man sich sicher ist, daß einem das gleiche nicht nochmal passieren wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist sicher eher gering, das hoffe ich zumindest.

  • Also unsere Nachtwache hat uns immer Sport machen lassen ? leichte hocke, arme nach vorn, Streichholzschachtel auf den Fingerkuppen...

    Und mir kommen noch andere "Bilder" beim skh sigrön, wobei immer Mal wieder behauptet würde es wäre doch human dort gewesen... Kommt wohl auf die Interpretation des Wortes an ...

    Soll leite geben die meinen ein Klaps hatte noch keinen geschadet, wo ich dann immer denke scheinbar ja schon ?

    War eure Nachtwache also ein Feingeist ?

    Genug gelabert ...lange her. Das Rad der Geschichte dreht nicht zurück und Verletzungen heilen nicht durch beweinen...


    Ein Gedanke vllt noch: der Mensch sei das Produkt seiner Umwelt... Wenn dem so ist spielt Generation für Generation scheinbar völlig umsonst "Revolution" um "die Welt zu verbessern" und als alter dann doch den "guten werten" der Eltern treu zu bleiben oder schlimmer...

    Als Geneigter entringe ich mir ein "steter Tropfen höhlt den Stein" und wir grausamster Art packt mich, wenn ich berichte über Zustände in manch Kinder/Jugendeinrichtung lese...

    Steter Tropfen höhlt den Stein, wobei mir manchmal nach Tsunamis wäre.

    40 Jahre später sollte kein Kind mehr in diesem Land... Und doch passiert es jeden Tag , ja auch an dem Ort dessen ureigensten Aufgabe Schutz, liebe, Geborgenheit und Förderung wäre...


    So genug Gedanken, auch wenn diese sich nicht reimen

  • Also ich war von 1959 bis 1965 in einem sog. "Internat" in Sulzbach-Rosenberg. Dort wurde ich von einem "Erzieher" so geschlagen dass mein Trommelfell kaputt ging. Von Mitschülern wurde ich drangsaliert und auch immer wieder verprügelt.

    Heute habe ich als Andenken an diese Zeit Tinnitus (brauche ein Spezialhörgerät) und Tremor.

  • Hallo Allerseits,


    ich möchte euch meinen Erlebnisbericht nicht vorenthalten:


    Erlebnissbericht über meine Erfahrungen und Begebenheiten in Kinderheimen und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe der ehemaligen DDR



    Ich wurde etwa im Alter von 4 Jahren verhaltensauffällig, im Kindergarten ärgerten mich die anderen Kinder immer so sehr, dass ich regelmäßig Wutanfälle bekam und mit Stühlen und Tischen um mich warf. Es war gang und gäbe, dass nach dem Mittagessen eine Mittagsruhe gemacht wurde, während dieser Ruhezeit war ich jedoch nicht ruhig, sondern ich wollte immer aufstehen und im garten spielen, wahrscheinlich deshalb wurde ich im alter von etwa 5 Jahren einem Psychiater an der Uniklinik in Jena vorgestellt und die stellten dann eine „ soziale Retardierung und eine ungenügende soziale Unterordnung “ fest. Ursache nach Aussage meiner Mutter für diese Fehlentwicklung sei eine frühkindliche Hirnschädigung infolge einer eitrigen Meningitis. Seit dieser Zeit wurde ich mit verschiedenen Medikamenten hier Aolept und Haloperidol ruhiggestellt. Eine Einweisung in eine Einrichtung der Jugendhilfe wurde von den Psychiatern empfohlen.



    Meine ersten Erinnerungen an meine Einweisung in ein Kinderheim in Gera gehen in ein Alter von etwa 6 Jahren zurück. Meine Mutter brachte mich damals mit dem Zug von unserer Heimatstadt Jena in die damalige Bezirksstadt .


    In der Nähe des Bahnhofes wurde ich in ein zweistöckiges Haus gebracht. Was auf meine Einweisung in diesem heim folgte kann ich heute nicht mehr sagen, da ich es einfach nicht in meinen Erinnerungen abgespeichert habe. Ich wurde in die letzte Vorschulgruppe aufgenommen und habe mich an dem Tagesablauf beteiligt.


    Ich kann mich noch an eine Begebenheit erinnern: ich hatte immer einen irren Appetit auf Süßigkeiten und mopste aus dem Schrank der Erzieherin, an deren Namen ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann, ein kleines Stück rotes Gelee mit Erdbeergeschmack.


    Da ich jedoch von meiner Erzieherin erwischt wurde, musste ich zur Strafe eine ganze Schüssel voller dieser roten Geleeteile essen, seitdem kann ich diese Art von Gelee nicht mehr sehen, geschweige denn essen.


    Im September 1976 wurde ich in eine Schule in der nähe eingeschult. Während des Unterrichts war ich jedoch so unruhig, dass beschlossen wurde, dass ich nach etwa 2 Monaten dies Schule verlassen musste und in Einzelunterricht von einer Lehrerin unterrichtet wurde. Auch nachts stromerte ich immer im haus herum, deshalb wurde ich nachts mit Mullbinden in einem Gitterbett gefesselt, später wurden diese Mullbinden durch gepolsterte Lederfesseln ausgewechselt, so dass ich mich nicht mehr befreien konnte.


    Meine Lehrerin lehrte an einer Sonderschule für Lernbehinderte Kinder, bei denen ich auch zum Pioniernachmittag gehen musste, für mich waren das ganz normale Kinder, ich kann mich jedoch nicht an alle Einzelheiten erinnern.



    Nachdem ich mit Ach und Krach die 1. Klasse geschafft hatte, wurde ich verlegt in das Aufnahmeheim des „Sonderkombinates für Psychodiagnostik und Psychotherapie“ nach Oberschöneweide verlegt. Dort wurde ich gründlich untersucht und meine Medikamentendosis erhöht.


    Zum Schuljahresbeginn des 2. Schuljahres im September des Jahres 1977 wurde ich in das Kinderheim Borgsdorf bei Oranienburg eingewiesen.


    Dort machte ich auch meine ersten sexuellen Erfahrung mit Jungs, wohlgemerkt war ich zu diesem Zeitpunkt erst 8 Jahre alt, die Übergriffe erfolgten jedoch nicht von Erwachsenen, sondern von meinen Gruppenmitgliedern. Die waren zu diesem Zeitpunkt jedoch auch noch nicht viel älter als ich.


    In diesem Heim war ich etwa 2 Jahre bis zum Abschluss der 3. Klasse, das war im Jahre 1979, danach wurde ich in das Kinderheim Werftpfuhl bei Werneuchen verlegt, weil sich mein Verhalten und meine Unruhe nicht gebessert hatten.


    Werftpfuhl war während des gesamten Heimaufenthaltes die schönste Zeit meines Lebens und gleichzeitig auch die schlechteste, denn dort lernte ich meine erste große Liebe, eine Jungen in meinem alter kennen und lieben und während dieser zeit wurde ich von einem Erzieher sexuell misshandelt.



    Jeder Schüler hatte eine Schublade von der Größe 40x40x30 cm , die alle in einem Schrank untergebracht waren. Eines Tages sollten wir die Schubläden aufräumen und wurde anschließend von diesem Erzieher kontrolliert. Bei dieser Kontrolle wagte ich die Pingeligkeit des Erziehers zu kritisieren mit den Worten: „ Sie haben doch einen Putzfimmel!“


    Daraufhin wurden alle Schubladen von diesem Erzieher aus dem Schrank auf den Boden geworfen mit den Worten: „ Ihr könnte euch ja bei Klaus-Dieter bedanken!“ Dann verließ der Erzieher den Gruppenraum. Meine Gruppenmitglieder ließen danach so richtig ihre Wut an mir aus und verprügelten mich. Ich hatte mehrere blaue Flecken und ein blaues Augen und aufgeschlagene Lippen. Der Erzieher ließ mich anschließend den Flur, der eine Länge von ca. 20 Metern und eine Breite von 3 Metern hatte, mit einer Zahnbürste schruppen, anschließen musste ich den Waschraum mit genau derselben Zahnbürste auf Hochglanz bringen. Das dauerte bis tief in die Nacht hinein, gegen 23 Uhr kam der Erzieher in den Waschraum und schloss die Tür ab. Dann kam er ganz nah an mich heran, ich musste mich bücken und dann hat er mir sein Ding in den Popo gesteckt, als ich mich gewehrt habe wurde er sehr wütend und schlug etwa eine halbe Stunde mit Fäusten und Füßen auf mich ein. Ich weiß nicht, warum er mich dermaßen verdroschen hat, aber heute im nachhinein, kann ich seine Gründe nachvollziehen, er wollte mich zerbrechen und psychisch fertig machen.



    Ich hatte während der Zeit in Werftpfuhl mehrere Sexualpartner, alle waren in meiner Gruppe und ich hatte meinen spaß mit Ihnen. H. war jedoch anders, mit ihm verband mich eine tiefe Freundschaft, da wir unter ähnlich schlimmen Repressalien zu leiden hatten, wir trösteten uns gegenseitig und hatte dann sehr schönen und zärtlichen Sex miteinander, soweit man in diesem Alter schon von Sex reden kann.. Wir waren in einem Alter von etwa 11 bis 14 Jahren.. Eines nachts hatte ich wieder mal in das Bett von H. geschlichen und habe mich ganz eng an ihn gekuschelt, weil gerade der Durchgang der Nachtwache kam. Die kontrollierte die Schlafräume alle 2 Stunden, wir wurden aus dem Bett geholt und musste die ganze Nacht im Schlafanzug im Treppenhaus mit dem Gesicht zur Wand stehen und durften erst um 4 Uhr morgens wieder ins Bett. Im Sommer war es einfacher, da gab es rund um das Gelände viele Büsche und Getreidefelder, in die wir uns verdrückten, wenn es uns wieder einmal juckte.


    Meine Mutter wurde regelmäßig ins Heim bestellt und über meine Missetaten unterrichtet, jedes Mal weinte Sie und ich versprach jedes Mal mich zu ändern, da ich ja aus dem Heim rauswollte und wieder zu meiner Mutti. Oft ist meine Mutter nicht gekommen, da sie keine Zeit hatte, um so eine weite Strecke von Jena nach Werftpfuhl zu fahren. Wahrscheinlich war es Ihr auch recht, dass ich so weit weg war, da konnte sie die Entfernung als Grund vorschieben, mich nicht zu besuchen. Auch wenn die anderen von Ihren Eltern für die Ferien abgeholt wurden, ich blieb immer allein zurück, ein paar anderen Kindern ging es ähnlich.


    Auch während dieser Zeit wurde ich mit Aolept und Haloperidol ruhiggestellt, obwohl das scheinbar nicht viel gebracht hat. Ich war zwar schon ruhiger, jedoch Wutanfälle bekam ich immer noch regelmäßig und auch Stühle und Tische musste darunter leiden.


    Also wurde ich auf ein anderes Medikament mit dem Namen Finlepsin umgestellt.



    An eine Erzieherin aus Werftpfuhl kann ich mich sehr gut erinnern, sie hieß Gertrud Mohnhaupt und wohnt heute noch in Blankenhain bei Weimar. In Ihr habe ich eine verständnisvolle Frau gefunden und habe sie auch später noch mal besucht.


    Vielleicht war sie mein Mutterersatz, da sich meine eigene sowenig um mich kümmerte.


    Ich kann mich noch an eine Frau erinnern, allerdings eher in schlechter Erinnerung, diese Frau war meine Klassenlehrerin und hieß Frau Reetz, sie hat mic immer im Unterricht mit einem Glasfiberzeigestock auf mich eingeschlagen , ich denke heute noch mit Schrecken an die Schmerzen zurück die diese Frau mir zuggefügt hat.


    In Werftpfuhl blieb ich bis zum Abschluss der 7. Klasse und stand vor der „Wahl“ noch ein Jahr bis zur 8. Klasse in eine normale Schule zu gehen, oder meine 10.Klasse in einem Kinderheim zu machen. Ich entschied mich für das Letztere, da mir damals schon klar war, dass man mit 8 Schuljahren nicht viele Chancen hatte, mein Traum war es zu studieren.


    Was sich ja auch als Trugschluss erweisen sollte.



    Also wurde ich wieder einmal verlegt, die nächste und letzte Station meines Heimaufenthaltes war das Spezialkinderheim mit angeschlossenen Jugendwerkhof „Erich Weinert“ in Hohenleuben im Kreis Zeulenroda, als in relativer Nähe zu meiner Heimatstadt Jena.


    Und dort wurde es erst richtig schlimm, alles war verboten. Mann durfte keinen Schlüssel haben, alles was wie ein Schlüssel oder Dietrich aussah wurde strengstens bestraft, erst mal musste man im Speisesaal vor versammelter Mannschaft sich vom Heimleiter Herrn Kunert zur Sau Machen lassen, und dann musste man für 3 Tage in den Bunker, der sich am anderen Ende des Hofes befand. Ich hatte das zweifelhafte „Vergnügen“ diesen Bunker für 2 Mal mein „Heim“ zu nennen. Das erste Mal, weil bei mir ein umgebogener Kleiderbügelhaken gefunden wurde, von dem ich bis heute nicht weiß wer mir den untergeschoben hatte und das 2. Mal weil ich einen Klassenkameraden angemacht habe, den ich unheimlich geil fand.


    Das 2. Mal war mir sehr peinlich, weil mich dieser Kunert vor versammelter Mannschaft als eine Schwule Sau beschimpft hat und ich damals noch nicht soweit war, mir das einzugestehen.


    Heute weiß ich, dass ich schwul bin und das ist auch gut so.


    Dieses Heim habe ich 1990 noch einmal besucht und war erstaunt, dass kein Hinweis darauf zu finden war, was zu DDR-Zeiten dort abging. Der Bunker war weg und die Gebäude hatte sich irgendein christlicher Verein unter den Nagel gerissen..

    • Offizieller Beitrag

    kdmohr Herzlich Willkommen in unserem Forum für ehemalige Heimkinder.

    Solche Foren sind genau dazu da sich mit Leidensgenossen auszutauschen, welche gleiches oder ähnliches er- und durchlebt haben. Das Heimleben war und ist wahrscheinlich immer noch, unheimlich Facettenreich.

    Es gibt Heimkinder denen es gut getan hat aus dem Elternhaus rauszukommen, es gibt Heimkinder die einen geregelten Tagesablauf erst im Heim erlernten, es gibt Heimkinder die den Eltern weggenommen wurden und es gibt Heimkinder die am Heimleben zerbrachen und bis heute darunter leiden.

    Für alle diese gibt es diese Foren, selbst wenn der große Boom dieser längst vorbei scheint.

    Ich möchte dir sagen das ich es gut finde, das es Respekt verdient wie du dich mit deinem ersten Beitrag hier “vorgestellt“ hast! Diese Ausführlichkeit und vor allem deine Ehrlichkeit findet man nicht (mehr) oft.

    Ich wünsche dir viel Erfahrungsaustausch, Verständnis und vielleicht auch ein bisschen Spaß mit uns Heimis von hier.


    Grüße, Krumi


    “Immer suutje, un gediegen, wat nich fartig warrt, blifft liegen!“

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