Beiträge von kdmohr

    Hallo Allerseits,


    ich möchte euch meinen Erlebnisbericht nicht vorenthalten:


    Erlebnissbericht über meine Erfahrungen und Begebenheiten in Kinderheimen und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe der ehemaligen DDR



    Ich wurde etwa im Alter von 4 Jahren verhaltensauffällig, im Kindergarten ärgerten mich die anderen Kinder immer so sehr, dass ich regelmäßig Wutanfälle bekam und mit Stühlen und Tischen um mich warf. Es war gang und gäbe, dass nach dem Mittagessen eine Mittagsruhe gemacht wurde, während dieser Ruhezeit war ich jedoch nicht ruhig, sondern ich wollte immer aufstehen und im garten spielen, wahrscheinlich deshalb wurde ich im alter von etwa 5 Jahren einem Psychiater an der Uniklinik in Jena vorgestellt und die stellten dann eine „ soziale Retardierung und eine ungenügende soziale Unterordnung “ fest. Ursache nach Aussage meiner Mutter für diese Fehlentwicklung sei eine frühkindliche Hirnschädigung infolge einer eitrigen Meningitis. Seit dieser Zeit wurde ich mit verschiedenen Medikamenten hier Aolept und Haloperidol ruhiggestellt. Eine Einweisung in eine Einrichtung der Jugendhilfe wurde von den Psychiatern empfohlen.



    Meine ersten Erinnerungen an meine Einweisung in ein Kinderheim in Gera gehen in ein Alter von etwa 6 Jahren zurück. Meine Mutter brachte mich damals mit dem Zug von unserer Heimatstadt Jena in die damalige Bezirksstadt .


    In der Nähe des Bahnhofes wurde ich in ein zweistöckiges Haus gebracht. Was auf meine Einweisung in diesem heim folgte kann ich heute nicht mehr sagen, da ich es einfach nicht in meinen Erinnerungen abgespeichert habe. Ich wurde in die letzte Vorschulgruppe aufgenommen und habe mich an dem Tagesablauf beteiligt.


    Ich kann mich noch an eine Begebenheit erinnern: ich hatte immer einen irren Appetit auf Süßigkeiten und mopste aus dem Schrank der Erzieherin, an deren Namen ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann, ein kleines Stück rotes Gelee mit Erdbeergeschmack.


    Da ich jedoch von meiner Erzieherin erwischt wurde, musste ich zur Strafe eine ganze Schüssel voller dieser roten Geleeteile essen, seitdem kann ich diese Art von Gelee nicht mehr sehen, geschweige denn essen.


    Im September 1976 wurde ich in eine Schule in der nähe eingeschult. Während des Unterrichts war ich jedoch so unruhig, dass beschlossen wurde, dass ich nach etwa 2 Monaten dies Schule verlassen musste und in Einzelunterricht von einer Lehrerin unterrichtet wurde. Auch nachts stromerte ich immer im haus herum, deshalb wurde ich nachts mit Mullbinden in einem Gitterbett gefesselt, später wurden diese Mullbinden durch gepolsterte Lederfesseln ausgewechselt, so dass ich mich nicht mehr befreien konnte.


    Meine Lehrerin lehrte an einer Sonderschule für Lernbehinderte Kinder, bei denen ich auch zum Pioniernachmittag gehen musste, für mich waren das ganz normale Kinder, ich kann mich jedoch nicht an alle Einzelheiten erinnern.



    Nachdem ich mit Ach und Krach die 1. Klasse geschafft hatte, wurde ich verlegt in das Aufnahmeheim des „Sonderkombinates für Psychodiagnostik und Psychotherapie“ nach Oberschöneweide verlegt. Dort wurde ich gründlich untersucht und meine Medikamentendosis erhöht.


    Zum Schuljahresbeginn des 2. Schuljahres im September des Jahres 1977 wurde ich in das Kinderheim Borgsdorf bei Oranienburg eingewiesen.


    Dort machte ich auch meine ersten sexuellen Erfahrung mit Jungs, wohlgemerkt war ich zu diesem Zeitpunkt erst 8 Jahre alt, die Übergriffe erfolgten jedoch nicht von Erwachsenen, sondern von meinen Gruppenmitgliedern. Die waren zu diesem Zeitpunkt jedoch auch noch nicht viel älter als ich.


    In diesem Heim war ich etwa 2 Jahre bis zum Abschluss der 3. Klasse, das war im Jahre 1979, danach wurde ich in das Kinderheim Werftpfuhl bei Werneuchen verlegt, weil sich mein Verhalten und meine Unruhe nicht gebessert hatten.


    Werftpfuhl war während des gesamten Heimaufenthaltes die schönste Zeit meines Lebens und gleichzeitig auch die schlechteste, denn dort lernte ich meine erste große Liebe, eine Jungen in meinem alter kennen und lieben und während dieser zeit wurde ich von einem Erzieher sexuell misshandelt.



    Jeder Schüler hatte eine Schublade von der Größe 40x40x30 cm , die alle in einem Schrank untergebracht waren. Eines Tages sollten wir die Schubläden aufräumen und wurde anschließend von diesem Erzieher kontrolliert. Bei dieser Kontrolle wagte ich die Pingeligkeit des Erziehers zu kritisieren mit den Worten: „ Sie haben doch einen Putzfimmel!“


    Daraufhin wurden alle Schubladen von diesem Erzieher aus dem Schrank auf den Boden geworfen mit den Worten: „ Ihr könnte euch ja bei Klaus-Dieter bedanken!“ Dann verließ der Erzieher den Gruppenraum. Meine Gruppenmitglieder ließen danach so richtig ihre Wut an mir aus und verprügelten mich. Ich hatte mehrere blaue Flecken und ein blaues Augen und aufgeschlagene Lippen. Der Erzieher ließ mich anschließend den Flur, der eine Länge von ca. 20 Metern und eine Breite von 3 Metern hatte, mit einer Zahnbürste schruppen, anschließen musste ich den Waschraum mit genau derselben Zahnbürste auf Hochglanz bringen. Das dauerte bis tief in die Nacht hinein, gegen 23 Uhr kam der Erzieher in den Waschraum und schloss die Tür ab. Dann kam er ganz nah an mich heran, ich musste mich bücken und dann hat er mir sein Ding in den Popo gesteckt, als ich mich gewehrt habe wurde er sehr wütend und schlug etwa eine halbe Stunde mit Fäusten und Füßen auf mich ein. Ich weiß nicht, warum er mich dermaßen verdroschen hat, aber heute im nachhinein, kann ich seine Gründe nachvollziehen, er wollte mich zerbrechen und psychisch fertig machen.



    Ich hatte während der Zeit in Werftpfuhl mehrere Sexualpartner, alle waren in meiner Gruppe und ich hatte meinen spaß mit Ihnen. H. war jedoch anders, mit ihm verband mich eine tiefe Freundschaft, da wir unter ähnlich schlimmen Repressalien zu leiden hatten, wir trösteten uns gegenseitig und hatte dann sehr schönen und zärtlichen Sex miteinander, soweit man in diesem Alter schon von Sex reden kann.. Wir waren in einem Alter von etwa 11 bis 14 Jahren.. Eines nachts hatte ich wieder mal in das Bett von H. geschlichen und habe mich ganz eng an ihn gekuschelt, weil gerade der Durchgang der Nachtwache kam. Die kontrollierte die Schlafräume alle 2 Stunden, wir wurden aus dem Bett geholt und musste die ganze Nacht im Schlafanzug im Treppenhaus mit dem Gesicht zur Wand stehen und durften erst um 4 Uhr morgens wieder ins Bett. Im Sommer war es einfacher, da gab es rund um das Gelände viele Büsche und Getreidefelder, in die wir uns verdrückten, wenn es uns wieder einmal juckte.


    Meine Mutter wurde regelmäßig ins Heim bestellt und über meine Missetaten unterrichtet, jedes Mal weinte Sie und ich versprach jedes Mal mich zu ändern, da ich ja aus dem Heim rauswollte und wieder zu meiner Mutti. Oft ist meine Mutter nicht gekommen, da sie keine Zeit hatte, um so eine weite Strecke von Jena nach Werftpfuhl zu fahren. Wahrscheinlich war es Ihr auch recht, dass ich so weit weg war, da konnte sie die Entfernung als Grund vorschieben, mich nicht zu besuchen. Auch wenn die anderen von Ihren Eltern für die Ferien abgeholt wurden, ich blieb immer allein zurück, ein paar anderen Kindern ging es ähnlich.


    Auch während dieser Zeit wurde ich mit Aolept und Haloperidol ruhiggestellt, obwohl das scheinbar nicht viel gebracht hat. Ich war zwar schon ruhiger, jedoch Wutanfälle bekam ich immer noch regelmäßig und auch Stühle und Tische musste darunter leiden.


    Also wurde ich auf ein anderes Medikament mit dem Namen Finlepsin umgestellt.



    An eine Erzieherin aus Werftpfuhl kann ich mich sehr gut erinnern, sie hieß Gertrud Mohnhaupt und wohnt heute noch in Blankenhain bei Weimar. In Ihr habe ich eine verständnisvolle Frau gefunden und habe sie auch später noch mal besucht.


    Vielleicht war sie mein Mutterersatz, da sich meine eigene sowenig um mich kümmerte.


    Ich kann mich noch an eine Frau erinnern, allerdings eher in schlechter Erinnerung, diese Frau war meine Klassenlehrerin und hieß Frau Reetz, sie hat mic immer im Unterricht mit einem Glasfiberzeigestock auf mich eingeschlagen , ich denke heute noch mit Schrecken an die Schmerzen zurück die diese Frau mir zuggefügt hat.


    In Werftpfuhl blieb ich bis zum Abschluss der 7. Klasse und stand vor der „Wahl“ noch ein Jahr bis zur 8. Klasse in eine normale Schule zu gehen, oder meine 10.Klasse in einem Kinderheim zu machen. Ich entschied mich für das Letztere, da mir damals schon klar war, dass man mit 8 Schuljahren nicht viele Chancen hatte, mein Traum war es zu studieren.


    Was sich ja auch als Trugschluss erweisen sollte.



    Also wurde ich wieder einmal verlegt, die nächste und letzte Station meines Heimaufenthaltes war das Spezialkinderheim mit angeschlossenen Jugendwerkhof „Erich Weinert“ in Hohenleuben im Kreis Zeulenroda, als in relativer Nähe zu meiner Heimatstadt Jena.


    Und dort wurde es erst richtig schlimm, alles war verboten. Mann durfte keinen Schlüssel haben, alles was wie ein Schlüssel oder Dietrich aussah wurde strengstens bestraft, erst mal musste man im Speisesaal vor versammelter Mannschaft sich vom Heimleiter Herrn Kunert zur Sau Machen lassen, und dann musste man für 3 Tage in den Bunker, der sich am anderen Ende des Hofes befand. Ich hatte das zweifelhafte „Vergnügen“ diesen Bunker für 2 Mal mein „Heim“ zu nennen. Das erste Mal, weil bei mir ein umgebogener Kleiderbügelhaken gefunden wurde, von dem ich bis heute nicht weiß wer mir den untergeschoben hatte und das 2. Mal weil ich einen Klassenkameraden angemacht habe, den ich unheimlich geil fand.


    Das 2. Mal war mir sehr peinlich, weil mich dieser Kunert vor versammelter Mannschaft als eine Schwule Sau beschimpft hat und ich damals noch nicht soweit war, mir das einzugestehen.


    Heute weiß ich, dass ich schwul bin und das ist auch gut so.


    Dieses Heim habe ich 1990 noch einmal besucht und war erstaunt, dass kein Hinweis darauf zu finden war, was zu DDR-Zeiten dort abging. Der Bunker war weg und die Gebäude hatte sich irgendein christlicher Verein unter den Nagel gerissen..