schnur - gerade
Posts by baerli
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Morgenlied
Die Sterne sind erblichen
mit ihrem güldnen Schein;
bald ist die Nacht entwichen,
der Morgen dringt herein.
Noch waltet tiefes Schweigen
im Tal und überall;
auf frisch betauten Zweigen
singt nur die Nachtigall.
Sie singet Lob und Ehre
dem hohen Herrn der Welt,
der überm Land der Meere
die Hand des Segens hält.
Es hat die Nacht vertrieben;
ihr Kindlein fürchtet nichts!
Stets kommt zu seinem Leben
der Vater allen Lichts.Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), eigentlich August Heinrich Hoffmann, deutscher Schriftsteller, dichtete 1841 auf Helgoland »Das Lied der Deutschen«, dessen 3. Strophe die heutige Deutsche Nationalhymne ist.
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Herzliche Geburtstagsgrüße vom Forum
Kurt Tucholsky
Mit vierzig Jahren soll man sich besinnen ...
Worauf?
Auf das, was außen und was innen –
und auf den Lauf
der Sterne, die im kalten Kosmos schweben,
sowie auch darauf:
Wovon mag eigentlich der Bornemann leben –?
Die Wiese summt und liegt grün eingesponnen –
ich mittendrin;
durch die geschlossenen Lider sagen tausend Sonnen,
dass ich lebendig bin.
Schreite die Straße der Einsamkeit empor,
Stimmen hörst du wie nie zuvor ...
aus dem Äther kommen dir Einsicht und Stärke
Laßler platzt vor Neid. Ich werde ihn ärgern, indem ich es nicht bemerke.
Wolken ziehn über die Sonne. Es rührt sich kein Blatt.
Stumm
liegt der See; der Weise, der einmal begriffen hat,
fragt nicht: Warum?
Er betrachtet nur noch das Wie; er sieht die Kristalle zergehn,
wenn es geschneit hat –
Warum schneidet man sich eigentlich immer die Nägel, wenn man keine Zeit hat –?
So schwingst du dich in die obern Regionen –
musst aber dennoch hier unten wohnen.
Ein Vers von Morgenstern tanzt querfeldein:
„Es zieht einen immer wieder hinein.“ -
Kraft - protz
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In der Frühe
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,
dort gehe schon der Tag herfür
an meinem Kammerfenster.
Es wühlet mein verstörter Sinn
noch zwischen Zweifeln her und hin
und schaffet Nachtgespenster.
- Ängste, quäle
dich nicht länger, meine Seele!
Freu dich! Schon sind da und dorten
Morgenglocken wach geworden.Eduard Mörike (1804 - 1875), deutscher Erzähler, Lyriker und Dichter
Quelle: Mörike, E., Gedichte. 1828
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Theodor Storm
Es heißt wohl: Vierzig Jahr ein Mann!
Doch mit vierzig fängt die Fünfzig an.
Es liegt die frische Morgenzeit
Im Dunkel unter mir so weit,
Dass ich erschrecke, wenn ein Strahl
In diese Tiefe fällt einmal.
Schon weht ein Lüftchen von der Gruft,
Das bringt den Herbst-Resedaduft.
Ein herzlicher Geburtstagsgruß vom Forum
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Morgenwonne
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt. Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich »Euer Gnaden«.
Aus meiner tiefsten Seele zieht
Mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), eigentlich Hans Bötticher, deutscher Lyriker, Erzähler und Maler
Quelle: Ringelnatz, J., Gedichte. Gedichte dreier Jahre, 1932
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Muster - mix
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Es ist das WIE, das das WAS veredelt!
Sabine Hübner
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Ludwig Pfau
O fürchte nicht, wenn dir das Alter
Vom Haupte Blüt’ um Blüte bricht,
Dass dann ein Blick, ein trüber, kalter,
Fall’ auf dein bleiches Angesicht.
Wohl blässer wird der äußre Schimmer,
Doch heller wird der innre Schein;
Drum lieber nur und tiefer immer
Schau’ ich ins Auge dir hinein.
Da seh’ ich all’ die Liebesfülle,
Die reicher ward von Jahr zu Jahr;
Es dringet durch des Alters Hülle
Der Seele Schönheit hell und klar.
Da seh’ ich nicht die müden Wangen,
Der Jahre Furchen seh’ ich nicht –
Es ist mir strahlend aufgegangen
Dein innres Engelsangesicht..
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Geber - laune
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Lasset Euch zu Eurem Geburtstag beglückwünschen
Friedrich Hölderlin
Sei froh! Du hast das gute Los erkoren,
Denn tief und treu ward eine Seele dir;
Der Freunde Freund zu sein, bist du geboren,
Dies zeugen dir am Feste wir.
Und selig, wer im eignen Hause Frieden,
Wie du, und Lieb und Fülle sieht und Ruh;
Manch Leben ist, wie Licht und Nacht, verschieden,
In goldner Mitte wohnest du.
Dir glänzt die Sonn in wohlgebauter Halle,
Am Berge reift die Sonne dir den Wein,
Und immer glücklich führt die Güter alle
der kluge Gott dir aus und ein.
Und Kind gedeiht, und Mutter um den Gatten,
Und wie den Wald die goldne Wolke krönt,
So seid auch ihr um ihn, geliebte Schatten!
Ihr Seligen, an ihn gewöhnt!
O seid mit ihm! denn Wolk und Winde ziehen
Unruhig öfters über Land und Haus,
Doch ruht das Herz bei allen Lebensmühen
Im heilgen Angedenken aus.
Und sieh! aus Freude sagen wir von Sorgen;
Wie dunkler Wein, erfreut auch ernster Sang;
Das Fest verhallt, und jedes gehet morgen
Auf schmaler Erde seinen Gang. -
Morgenstund hat Gold im Mund
Ich bin so knallvergnügt erwacht.
Ich klatsche meine Hüften.
Das Wasser lockt.
Die Seife lacht.
Es dürstet mich nach Lüften.
Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
betiteln mich ”Euer Gnaden.“ Aus meiner tiefsten Seele zieht
mit Nasenflügelbeben
ein ungeheurer Appetit nach Frühstück und nach Leben.
Joachim Ringelnatz
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Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern . Aber
Du kannst es vertiefen !Gorch Fock (1880-1916),dt.Schriftsteller
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Alles Gute unseren Geburtstagskindern.
Friedrich von Schiller
Zur Geburtstagsfeier
Feierlich empfangen wir die Sonne,
Mit der Freude herzlichem Gesang,
Wo des jungen Lebens Frühlingswonne
Einst auf deine Wiege niedersank:
Sieh! wir bringen mit gerührtem Herzen
Dir, o Vater! diese Blumen dar.
Winde, Vater! unter frohen Scherzen
Sie dir lächelnd in das Silberhaar!
Denn der Gute, der des Schönen Pflanze
Früh schon in dem reinen Busen nährt,
Welcher nach der Tugend heil’gem Kranze
Ringt – er ist der Freudenthräne werth. – -