Liebe Vivi, liebe Silvia,
hallo zusammen,
ich habe während eines Coachings in der vergangenen Woche an meinen "Kur-"Aufenthalt in dem besagten Heim denken müssen und wäre nie auf die Idee gekommen, 47 Jahre später hier und in einem anderen Forum auf derartige Schilderungen zu stoßen. Im Wesentlichen kann ich die negativen Erfahrungen der vorherigen Berichte allesamt bestätigen. Ich habe die Dauer des Aufenthalts verdrängt, bin von ca. drei Wochen ausgegangen, tatsächlich war ich jedoch siebeneinhalb lange Wochen dort.
Ich war in der Gruppe "Liegekuren". Morgens nach dem Aufstehen, ging es zum Frühstück, danach mussten wir bis zum Mittagessen wieder ins Bett. Nach dem Mittagessen wurden wir wieder ins Bett gesteckt. Zwischen 16.00 und 18.00 Uhr wurden dann entweder die unter strenger Aufsicht sinnlosen Gruppenspaziergänge unternommen oder die Ein- und Ausgangspost (wie oben beschrieben) zensiert. Meiner Tante zu Hause fiel die merkwürdige Diktion meiner Briefe auf. Nach 18.00 h gab es das Abendessen und wieder wurden wir sofort danach ins Bett gesteckt. Ebenfalls, wie oben angemerkt, herrschte ein totales Redeverbot während der "Liegekur". Verstöße hiergegen wurden durch körperliche Züchtigung bestraft. Eine der "Schwestern" ging dabei besonders brutal vor, da sie die Kinder so lange am Hals würgte, bis diese letztendlich zusammenbrachen und vor ihr lagen. In meiner Gruppe, alles gesunde Jungen im alter zwischen 8 und 10 Jahren, waren Kinder eines Waisenhauses, die sich "auf ihr Zuhause freuten".
Ohnmacht und Enttäuschung erlebte ich dann zu Hause. Meine Mutter schrieb in ihr Tagebuch über mich: "Liegekuren. Kam blaß und verstört nach Haus." Mein Vater sagte mir, er hätte die ganze Zeit über ein schlechtes Gefühl gehabt und wäre beinahe einmal vorbeigekommen. Ich hatte eine Mordswut und wäre meinen Peinigern am liebsten an den Kragen gegangen. Als Vater von zwei Kindern frage ich mich, wie man sein Kind über einen derartig langen Zeitraum in völlig fremde Hände geben kann, wenn von vornherein klar ist, dass es keinen direkten Kontakt während dieser Zeit (angeblich um Heimweh vorzubeugen) geben wird. Obwohl mir meine Eltern meine Schilderungen geglaubt haben, haben sie weder vor Ort noch beim Gesundheitsamt in Köln, das diese "Kur" vermittelt hatte, interveniert. In den Papieren, die ich aus Bad Dürrheim mitbrachte, stand "im ganzen etwas gestärkt".
Im Übrigen war ich überhaupt nicht krank. Meine Eltern hatten wegen eines Neubaus im Jahr 1967 zu wenig Mittel, um in Urlaub fahren zu können. Sie wollten mir etwas Gutes tun. Ich erinnere mich an einen schönen Sommer und es waren Sommerferien. Wie bitter.
Viele Grüße
Peter
PS: Vivi/Silvia, wenn Du möchtest, werde ich Dich bei Deinem Buchprojekt unterstützen.
hallo zusammen,
ich habe während eines Coachings in der vergangenen Woche an meinen "Kur-"Aufenthalt in dem besagten Heim denken müssen und wäre nie auf die Idee gekommen, 47 Jahre später hier und in einem anderen Forum auf derartige Schilderungen zu stoßen. Im Wesentlichen kann ich die negativen Erfahrungen der vorherigen Berichte allesamt bestätigen. Ich habe die Dauer des Aufenthalts verdrängt, bin von ca. drei Wochen ausgegangen, tatsächlich war ich jedoch siebeneinhalb lange Wochen dort.
Ich war in der Gruppe "Liegekuren". Morgens nach dem Aufstehen, ging es zum Frühstück, danach mussten wir bis zum Mittagessen wieder ins Bett. Nach dem Mittagessen wurden wir wieder ins Bett gesteckt. Zwischen 16.00 und 18.00 Uhr wurden dann entweder die unter strenger Aufsicht sinnlosen Gruppenspaziergänge unternommen oder die Ein- und Ausgangspost (wie oben beschrieben) zensiert. Meiner Tante zu Hause fiel die merkwürdige Diktion meiner Briefe auf. Nach 18.00 h gab es das Abendessen und wieder wurden wir sofort danach ins Bett gesteckt. Ebenfalls, wie oben angemerkt, herrschte ein totales Redeverbot während der "Liegekur". Verstöße hiergegen wurden durch körperliche Züchtigung bestraft. Eine der "Schwestern" ging dabei besonders brutal vor, da sie die Kinder so lange am Hals würgte, bis diese letztendlich zusammenbrachen und vor ihr lagen. In meiner Gruppe, alles gesunde Jungen im alter zwischen 8 und 10 Jahren, waren Kinder eines Waisenhauses, die sich "auf ihr Zuhause freuten".
Ohnmacht und Enttäuschung erlebte ich dann zu Hause. Meine Mutter schrieb in ihr Tagebuch über mich: "Liegekuren. Kam blaß und verstört nach Haus." Mein Vater sagte mir, er hätte die ganze Zeit über ein schlechtes Gefühl gehabt und wäre beinahe einmal vorbeigekommen. Ich hatte eine Mordswut und wäre meinen Peinigern am liebsten an den Kragen gegangen. Als Vater von zwei Kindern frage ich mich, wie man sein Kind über einen derartig langen Zeitraum in völlig fremde Hände geben kann, wenn von vornherein klar ist, dass es keinen direkten Kontakt während dieser Zeit (angeblich um Heimweh vorzubeugen) geben wird. Obwohl mir meine Eltern meine Schilderungen geglaubt haben, haben sie weder vor Ort noch beim Gesundheitsamt in Köln, das diese "Kur" vermittelt hatte, interveniert. In den Papieren, die ich aus Bad Dürrheim mitbrachte, stand "im ganzen etwas gestärkt".
Im Übrigen war ich überhaupt nicht krank. Meine Eltern hatten wegen eines Neubaus im Jahr 1967 zu wenig Mittel, um in Urlaub fahren zu können. Sie wollten mir etwas Gutes tun. Ich erinnere mich an einen schönen Sommer und es waren Sommerferien. Wie bitter.
Viele Grüße
Peter
PS: Vivi/Silvia, wenn Du möchtest, werde ich Dich bei Deinem Buchprojekt unterstützen.